Halligen
Halligen
Die vor der Westküste Schleswig-Holsteins gelegenen Halligen sind ein weltweit einzigartiges Naturphänomen. Die Marschinseln sind allesamt im Mittelalter nach Sturmfluten durch Schlickablagerungen entstanden, von denen nur die größeren Halligen von sogenannten Sommerdeichen vor dem Meer geschützt sind. Die kleineren Inseln, die keine Deiche besitzen, werden bei Sturmfluten teilweise oder zuweilen ganz überschwemmt. Zu den größeren und bewohnten Halligen zählen die Inseln Langeneß, Oland, Hooge, Gröde-Appelland, Nordstrandischmoor, Süderoog sowie Habel oder der Hamburger Hallig. Die Inseln Norderoog und Südfall sind nicht bewohnt und wurden zu Vogel- und Naturschutzgebieten erklärt.
Die meisten Halligen sind während der im Jahr 1362 tobenden Sturmflut entstanden und liegen nur ein bis zwei Meter über dem mittleren Tidehochwasser. Durch Landgewinnung versucht man die ohnehin nicht großen Marschinseln zu vergrößern, die mancherorts durch vier Meter hohe Sommerdeiche geschützt sind. Diese extrem niedrigen Deiche werden jährlich bis zu 60-mal überschwemmt, was wegen der Landgewinnung so beabsichtigt ist. Insgesamt umfasst die Inselgruppe der Halligen eine Gesamtfläche von 2.282 Hektar, die kleinste Insel ist dabei nur ganze drei Hektar groß. Das gesamte Leben auf den Halligen ist auf die drohenden Sturmfluten ausgerichtet. Das wird an den Häusern mit den auf einer Ständerkonstruktion aufliegenden Dächern deutlich. In den Dachgiebeln sind Schutzräume eingerichtet, damit die Bewohner bei den herannahenden Fluten soweit wie möglich nach oben fliehen können. Die meisten Gebäude wurden auf sogenannten Warften errichtet, bei denen es sich um künstlich angelegte Erdhügel zum Schutz gegen das Hochwasser handelt.
Die Hallig Gröde besteht aus zwei Warften und ist mit insgesamt sechzehn Einwohnern die kleinste Gemeinde Deutschlands. Auf der einen Warft wohnen die Menschen, auf der anderen steht ein einziges Haus, das gleichzeitig als Kirche, Schule und Wohnung des Lehrers fungiert. Mit drei Hektar Fläche ist Habel die kleinste Hallig. Die Insel, die auch der Hamburger Hallig genannt wird, ist bewohnt und Vogelschutzgebiet zugleich.
Weitaus großzügiger geht es auf Hooge zu, der zweitgrößten und am meisten besuchten Insel der Halligen. Hier wohnen auf insgesamt neun Warften rund 120 Menschen, die ständig darauf bedacht sind, ihre Häuser mit Deichen und Erhöhung der Betonmauern vor dem Blanken Hans zu schützen, wie die tobende Nordsee bei Sturmfluten im Volksmund genannt wird. Sehenswert ist die auf den Ruinen einer Vorgängerkirche im Jahr 1637 errichtete Hooger Kirche, deren Inneres neben der Renaissance-Kanzlei vor allem wegen der in leuchtendem Blau bemalten Kirchenbänke gern besucht wird. Doch die Hauptattraktion der Insel ist der Königspesel im Kapitänshaus Tade Hans Bendiks. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich die gute Stube des Hauses, in der der Dänenkönig Friedrich VI. im Jahr 1825 eine Nacht geschlafen hat und die selbstverständlich unter Denkmalschutz steht. Nicht versäumen sollte man auch das Halligmuseum, das interessante Einblicke in das Leben auf den Halligen gewährt.
Ein wenig Fremdenverkehr, der sich wegen der Sehenswürdigkeiten durchaus lohnt, findet auf der zehn Kilometer langen und nur einen Kilometer breiten Hallig Langeneß statt. Die Kirche und einige Museen sollten ins Besichtigungsprogramm der Insel aufgenommen werden. Auch die Hallig Oland ist einen Abstecher wert, nicht zuletzt wegen der um 1430 errichteten kleinen Holzkirche mit dem spätgotischen Kruzifix und dem romanischen Taufbecken.
