Ludwigslust
Die einstige Residenzstadt der Herzöge von Mecklenburg-Schwerin liegt inmitten der „Griesen Gegend“ etwa 35 Kilometer von Schwerin entfernt. Diese Region erhielt ihren Namen von dem grauen, kargen Land, das der ärmste Landstrich im Herzogtum war. Ludwigslust gilt mit seinem barocken und klassizistischen Stadtbild sowie dem wunderschönen gleichnamigen Barockschloss als eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Mecklenburg-Vorpommern.
Im Jahr 1724 ließ Herzog Christian Ludwig II. in der waldreichen Gegend beim Dörfchen Klenow ein schlichtes Jagdschloss errichten, dem er 1757 den Namen Ludwigslust gab. Als sein Sohn Friedrich 1756 Herzog wurde, genügte diesem das unprätentiöse Äußere des Schlosses nicht mehr und er ließ es zu einem „mecklenburgischen Versailles“ umbauen. Doch gab sich Friedrich mit der Umgestaltung des Jagdschlosses nicht zufrieden; er erteilte auch den Auftrag, anstelle des Dorfes Klenow eine barocke Stadt anzulegen. Ab 1808 erfolgte die zweite Bauphase im klassizistischen Stil. Als die Herzöge von Mecklenburg-Schwerin im Jahr 1837 ihre Residenz wieder nach Schwerin verlegten, wurde Schloss Ludwigslust nur noch als Sommersitz des Herzogshauses genutzt. Die Stadt nahm die Stellung einer Garnisons- und Pensionärsstadt ein, in der es von da ab recht beschaulich zuging.
Von der Stadt aus gelangt man über die von hübschen Backsteinhäusern gesäumte Schlossstraße zum stattlichen Barockschloss, dessen Fassade mit goldgelbem Elbsandstein verkleidet wurde. Die prächtige Außenansicht von Ludwigslust wird durch die 40 überlebensgroßen Sandsteinskulpturen und 16 steinernen Prunkvasen eindrucksvoll untermalt. Im Inneren des Schlosses entdeckt man bei genauem Hinschauen, dass die verschwenderische Stuckdekoration sowie die zahlreichen Säulen nur zu einem geringen Teil aus Stuck und Stein bestehen. Hier wurde nach Kräften gespart und mit Pappmaché aus der städtischen Kartonagefabrik gebaut. Der Karton aus der Ludwigsluster Manufaktur war nicht nur billig, sondern auch extrem haltbar. Einige herzogliche Gemächer und der verschwenderisch ausgestattete „Goldene Saal“ können besichtigt werden. Ebenso sehenswert ist der ausgedehnte Schlosspark von Ludwigslust mit dem Standbild des 1837 verstorbenen Großherzogs Friedrich Franz I. Ein etwa 20 Kilometer langer Kanal führt durch den Park, der das Wasser für die Wasserspiele „24 Sprünge“ liefert. Der von Peter Joseph Lenné nach englischem Vorbild angelegte Landschaftsgarten wird durch abwechslungsreiche Baumgruppen, Rasenflächen und viele Gebäude aufgelockert. Hervorzuheben sind die Steinerne Brücke mit einer Sandsteinvase und das Mausoleum der Erbprinzessin Helena Paulowna, der im Alter von 18 Jahren verstorbenen Tochter Zar Pauls I. Auf einer künstlich angelegten Insel wurde 1803 die Kirche St. Helena erbaut, die als erste neogotische Kirche Mecklenburgs gilt.
Vor dem Schlossplatz schließt sich ein Platz mit einem ovalen Teich an, der „Am Bassin“ genannt wird und den Übergang zur Stadt darstellt. Er führt direkt auf die Stadtkirche und wird von zweigeschossigen Backsteinhäusern gesäumt, in dem einst die Hofbediensteten wohnten. Die Stadtkirche erinnert mit ihren im toskanischen Stil errichteten Säulen an einen griechischen Tempel. Bemerkenswert ist das monumentale Fresko „Verkündigung der Geburt Christi an die Hirten“, das die gesamte halbrunde Apsis schmückt. Auch hier ist der überwiegende Teil des Innendekors aus besagtem Pappmaché. Etwa 200 Meter von der Kirche entfernt erheben sich zwei aus Raseneisenstein erbaute Türme, die als Glockentürme und Eingang zum Friedhof fungieren. Empfehlenswert ist auch ein Ausflug in die „Griese Gegend“ mit ihren Torfmooren und Kiefernwäldern.
