Band des Bundes



Band des Bundes

Das von den Architekten des Kanzleramtes Charlotte Frank und Axel Schultes geschaffene Band des Bundes ist eine Anordnung von offiziellen Gebäuden, die quer über den Spreebogen im Regierungsviertel errichtet wurde und als Leitkonzept für den Aufbruchswillen modernen Städtebaus gilt. Ähnlich wie das viele Jahre zuvor von Hans Scharoun begründete Band der Kultur galt es auch hier, ein mit Ruinen und Trümmern übersätes Areal, die teilweise noch den Planungsvisionen des Dritten Reiches entstammten, gänzlich neu zu gestalten.

Das etwa 900 Meter lange Band des Bundes überspannt die Spree vom Kanzlerpark auf dem rechten Ufer aus zum Bundeskanzleramt am gegenüberliegenden Spreeufer, reicht über das Paul-Löbe-Haus und schließt sich mit dem am rechten Spreeufer gelegenen Marie-Elisabeth-Lüders-Haus. Von oben betrachtet erscheint dieser Gebäudekomplex eher blockhaft und ein wenig komplex. Zwischen der Luisenstraße und dem Moabiter Werder vereint das Band des Bundes über die Spree hinweg die nördlich des Reichstags gelegenen Bezirke Tiergarten und Mitte.

Das als architektonischer Kontrapunkt zum Reichstag errichtete Bundeskanzleramt enthält als dominierendes Element einen gewaltigen Kubus mit neun Stockwerken, in dem der Kabinettssaal, das Pressezentrum, ein Konferenzsaal und das Kanzlerbüro untergebracht sind. Dies ist die eigentliche Machtzentrale, die von zwei fünfgeschossigen Bürotrakten flankiert werden, deren Fassadenfronten durch große Wintergärten aufgelockert werden. Die Bürotrakte enden nach Westen hin an der Spree und sind durch eine Brücke mit dem am anderen Spreeufer gelegenen Kanzlergarten verbunden. Im sogenannten Ehrenhof kann die von Eduardo Chilida geschaffene „Berlin-Skulptur“ bewundert werden.

Das etwas zu groß geratene Bundeskanzleramt ist wegen seiner ausufernden Monumentalität heftig kritisiert worden. „Bundeswaschmaschine“ und „Kohlosseum“ sind nur einige Namen, die dieses Gebäude bisher über sich ergehen lassen musste.

Nicht minder groß, doch sehr transparent präsentiert sich das an der Nordseite des Reichstags gelegene Paul-Löbe-Haus, das nach dem Sozialdemokraten und Präsidenten des Reichstags Paul Löbe (1875-1967) benannt wurde. In den acht Geschossen des Gebäudes mit seinem beeindruckenden weit überragenden Vordach und der über 150 Meter langen Halle sind etwa 1000 Büros, Sitzungssäle und der Besucherdienst des Bundestags untergebracht.

Das durch einen Steg über die Spree mit dem Paul-Löbe-Haus verbundene Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, dessen Name an die gleichnamige Politikerin (1878-1966) erinnert, beherbergt den Wissenschaftlichen Dienst und die voluminöse Bundestagsbibliothek. Dieses Haus wurde verschwenderisch mit beeindruckender internationaler Kunst ausgestattet: Die Fassade im Westen wird von monochromen Metallpaneelen des Amerikaners Ellsorth Kelly dominiert, während der ebenfalls amerikanische Künstler Joseph Kosuth die Halle gestaltete, in deren Boden ein Band mit Texten von Ricarda Huch und Thomas Mann eingelassen wurde. Namen wie Neo Rauch und Franka Härnschemeyer vertreten mit ihren Werken und Installationen eine jüngere Künstlergeneration. Sowohl Paul Löbe als auch Marie-Elisabeth Lüders wurden im Dritten Reich verfolgt und inhaftiert. Beide überlebten den Nationalsozialismus und gehörten danach dem Deutschen Bundestag an.





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