Schloss Bellevue in Berlin
Schloss Bellevue
Das im Tiergarten gelegene Schloss Bellevue ist seit 1994 erster Amtssitz des deutschen Bundespräsidenten. Zwar ist der Öffentlichkeit die Besichtigung des Gebäudes nicht gestattet, doch kann man sich davor stellen und seine Augen ungehindert schweifen lassen – spätestens jetzt weiß jeder, weshalb dieser Ort einst „schöner Blick“ genannt wurde.
Das Areal wurde ursprünglich von den aus Frankreich geflüchteten Hugenotten genutzt, die um 1720 hier eine Seidenraupenzucht betreiben wollten, um sich im preußischen Exil damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Doch die hierfür nötigen Maulbeerbäume wollten nicht gedeihen, so dass die rührigen Siedler auf Landwirtschaft und Gärtnerei umsattelten. Etwa zwanzig Jahre später erwarb Knobelsdorff dieses Gelände und bebaute es. Schließlich kaufte Prinz August Ferdinand, der jüngste Bruder Friedrich II., 1784 das Areal und ließ sich nach Plänen von Philipp Boumann das Schloss als Sommerresidenz errichten. Der Prinz und seine Familie bewohnten den Komplex bis 1843, anschließend fanden die Mitglieder der kaiserlichen Familie Gefallen an Schloss und Park. Im Jahr 1928 ging das Gelände in den Besitz des Staates über und das Schloss wurde für Kunstausstellungen genutzt, ab 1934 dann als Museum für deutsche Volkskunde.
Das im Krieg völlig zerstörte Schloss wurde getreu seines ursprünglichen Vorbilds wieder aufgebaut. Auch der prächtige ovale Festsaal, der 1791 von Carl Gotthard Langhans gestaltet wurde, erlebte eine originalgetreue „Wiedergeburt“. Da das Schloss Bellevue meist nur als Sommersitz genutzt wurde, spielten sich darin auch kaum Begebenheiten von großer historischer Bedeutung ab. Doch kann es immerhin auf ein Treffen von Königin Luise von Preußen und dem französischen Kaiser Napoleon zurückblicken. Auch der Dichterfürst Friedrich Schiller zählte zu den herausragenden Gästen im Bellevue.
Das im frühklassizistischen Stil errichtete Schloss kann neben seinem beeindruckenden Festsaal noch eine weitere künstlerische Besonderheit aufweisen: Im Vorraum des Schlosses befindet sich ein von Schinkel geschaffenes Landschaftspanorama, das sich leider nur den Blicken derjenigen erschließt, die den Amtssitz des Bundespräsidenten aus welchen Gründen auch immer betreten dürfen. Als kleiner Trost mag es dienen, dass der etwa 20 Hektar große westliche Teil des Schlossparks für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Das im Stil eines englischen Landschaftsparks angelegte Areal besitzt auch ein mit Stroh gedecktes Parkhaus, in dem neben Ausstellungen auch Konzerte stattfinden.
Wer übrigens wissen möchte, ob der Bundespräsident gerade zu Hause ist oder nicht, braucht nur einen Blick auf den Fahnenmast zu werfen: Flattert die nach oben gezogene Bundesfahne im Wind, weilt das Staatsoberhaupt auf Schloss Bellevue. In dem südwestlich vom Schloss gelegenen Park steht auch schon das mit schwarzem Granit verkleidete Oval des Bundespräsidialamts, das sich trotz seiner modernen Architektur recht harmonisch in das Grün seiner Umgebung einfügt.
