Hackesche Höfe
Hackesche Höfe
In der Spandauer Vorstadt, nahe dem Hackeschen Markt, entstanden 1906 an der Rosenthaler Straße die Hackeschen Höfe, die den größten zusammenhängenden Arbeits- und Wohnkomplex im damaligen Europa darstellten. Nach nur zweijähriger Bauzeit war der aus acht Gewerbe- und Wohnhöfen bestehende Komplex vollendet, der sich bis zur Sophienstraße durchzieht. Schon damals wollten die Bauherren der Hackeschen Höfe etwas für diese Gegend und Berlin ganz Besonderes schaffen, daher beauftragten sie den Architekten August Endell mit der künstlerischen Ausgestaltung der Anlage. Endell galt seit der Errichtung eines Münchener Fotoateliers im Jahr 1896 als „Enfant terrible“ unter den Architekten seiner Generation, ein Umstand, den die Berliner bewusst in Kauf nahmen.
Jeder der acht Höfe erhielt sein ganz individuelles Gepräge, das jedoch im Laufe der Zeit durch zwischenzeitlich erfolgte Sanierungen nicht vollständig erhalten werden konnte. Das Konzept der Anlage, das sich aus Wohnen, Gewerbe und Vergnügen zusammensetzte, war funktionsfähig und die Hackeschen Höfe wurden schon bald zu einem Vorzeigeobjekt der Stadt Berlin.
Die Zeit des Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg setzten diesem Nutzungskonzept ein jähes, wenngleich nur vorläufiges Ende. Nach dem Krieg wurden die Vergnügungsstätten zu Lagerräumen umfunktioniert, bis die Bewohner der Anlage zur Selbsthilfe griffen. Gegenläufig zum öffentlichen Interesse gründeten sie eine Art „Kiez im Kiez“, was schließlich zur Folge hatte, dass der gesamte Gebäudekomplex 1977 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Nach der Wende nahmen sich Investoren der Anlage an und dank der schon zu DDR-Zeiten erfolgten guten Organisation der Bewohner gelang eine sanfte und überwiegend originalgetreue Sanierung der Hackeschen Höfe. Der Architekt errichtete diesen Komplex dergestalt, dass die einzelnen Höfe nach hinten immer schlichter und einfacher gehalten wurden.
So präsentiert sich der erste Hof mit seiner beinahe gewagten Farbenfreude im schönsten Jugendstil und bietet angesagten Szene-Treffs und Cafés einen sowohl würdigen als auch trendigen Rahmen. Die übrigen Höfe geben sich dagegen schlichter, jedoch jeder einzelne mit eigenständigem Charakter. Besonders schön ist der am jüdischen Friedhof gelegene Hof, der fast schon als innerstädtisches Idyll bezeichnet werden kann.
Durch den letzten Hof hindurch gelangt man dann zur Sophienstraße, wo an der Ecke zur Rosenthaler Straße das letzte erhaltene Kaufhaus der Familie Wertheim steht. Die Hackeschen Höfe sind nicht nur wegen ihrer eindrucksvollen architektonischen Gestaltung einen Besuch wert. Die Vielfalt an Läden, Cafés, Restaurants und das Hoftheater, das sich auf Klezmer und Jiddisches spezialisiert hat, bietet Kultur, Kurzweil und Kulinarisches unter einem Dach – so, wie es das Konzept der Gründer der Hackeschen Höfen einst geplant hatten.
