Gendarmenmarkt in Berlin



Gendarmenmarkt

Ob der Gendarmenmarkt noch immer der „schönste Platz Europas“ ist, wie vor 200 Jahren in Reiseführern geschrieben stand, ist Ansichtssache, doch ist er ohne Frage der schönste und harmonischste Platz Berlins. Die drei monumentalen Gebäude Schauspielhaus, Französischer und Deutscher Dom, die ein geschlossenes Ensemble bilden, dominieren den Gendarmenmarkt, der dadurch zwar baulich stimmig wirkt, wegen seiner Größe jedoch nicht zum Verweilen einlädt. Tagsüber bevölkern Touristen den Platz, um das obligatorische Foto vom Schiller-Denkmal zu knipsen und am Abend ist der Gendarmenmarkt die Durchgangsstrecke für Konzert- und Theaterbesucher.

Doch beschäftigt man sich mit der Geschichte dieses Ortes, kann man anhand der Bebauung die einzelnen historischen Phasen nachvollziehen, die sich ein wenig schwer tun, um ein harmonisches Ganzes zu werden. Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Friedrichstadt für die hugenottischen Glaubensflüchtlinge aus Frankreich angelegt, bei deren Bebauung drei Hauskarrees für den Marktplatz ausgespart wurden. Etwa 50 Jahre später wurde aus dem „Friedrichstädtischen Markt“ der „Gendarmenmarkt“, da hier die Pferdeställe für das Regiment Gens d’armes untergebracht waren. Friedrich II. wollte seiner Hauptstadt mit zwei Kuppelbauten ein etwas weniger nüchternes Gepräge verleihen und ließ den Deutschen und den Französischen Dom erbauen.

Als um 1820 von Friedrich Schinkel das Schauspielhaus auf den Ruinen des abgebrannten Nationaltheaters errichtet wurde, war die Kolossalbebauung des Gendarmenmarktes abgeschlossen. Nach wiederum etwa 50 Jahren wurde nach langen Planungen vor dem Schauspielhaus das Schillerdenkmal aufgestellt, das von den Nazis 1935 entfernt wurde und erst 1987 zur 750-Jahr-Feier Berlins wieder an seinen angestammten Platz zurückkehrte. Das Denkmal – eigentlich ein Brunnen – wird von vier Frauengestalten auf der Brunnenschale geschmückt, die die Lyrik, die Dramatik, die Geschichte und die Philosophie symbolisieren.

Trotz der mächtigen Kirchen zu beiden Seiten ist das Schauspielhaus der unbestrittene Mittelpunkt des Gendarmenmarktes. Es wurde im Jahr 1821 mit Goethes „Iphigenie“ feierlich eingeweiht und hier fand auch die Uraufführung von Webers „Freischütz“ statt. Das Schauspielhaus zählte zu den führenden Bühnen in Deutschland und in den Jahren 1935 bis 1945 wurde es von dem fast legendären Gustaf Gründgens als Intendant geleitet.

Der Französische Dom an der Nordseite des Platzes wurde in Anlehnung an die 1688 zerstörten Hugenottenkirche in Charenton erbaut und bietet von seiner etwa 50 Meter hohen Balustrade einen schönen Blick auf den Gendarmenmarkt. Das im Turm untergebrachte Hugenotten-Museum gibt einen interessanten Überblick auf die Geschichte der französischen Flüchtlinge in Frankreich und Berlin.

Der gegenüberliegende Deutsche Dom kann als Gegenstück zu seinem französischen Pendant betrachtet werden. Die ursprünglich recht schlichte Kirche für die deutsch-reformierte Gemeinde wurde dann zum Dom „aufgewertet“ und ihre mächtige Kuppel mit der etwa sieben Meter hohen vergoldeten Figur der „Tugend“ gekrönt. Der Deutsche Dom dient dem berühmten Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff als Grabstätte; auf den Stufen des Gotteshauses wurden auch die bei den Barrikadenkämpfen von 1848 getöteten Demokraten,  die sogenannten „Märzgefallenen“, feierlich aufgebahrt, was u.a. auch ein Thema der im Dom eingerichteten Ausstellung ist.

Wer sich nach den kunsthistorischen Eindrücken dieses Platzes mit edlem Naschwerk belohnen möchte, kann dies gleich hinter dem Gendarmenmarkt in der Mohrenstraße tun, wo das größte Schokoladenhaus Europas mit einem vielfältigen Angebot an süßen Verführungen lockt.





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