Potsdamer Platz in Berlin



Potsdamer Platz

Das neue Berliner Lebensgefühl der neunziger Jahre ist wohl an kaum einer anderen Baustelle der Stadt so deutlich geworden wie bei der Neugestaltung des Potsdamer Platzes. Den Stadtplanern war nicht nur daran gelegen, dieses innerstädtische „Filetstück“, das jahrzehntelang zwischen Mauer und Todesstreifen verlassen da lag, wieder zu neuem Leben zu verhelfen, man setzte sich auch das hohe Ziel, den Potsdamer Platz zum Mittelpunkt des „neuen Berlin“ zu machen.

Der Titel des Films „Das Leben ist eine Baustelle“ wurde bald schon zum geflügelten Wort und Motto für diese gigantische Großbaustelle, die im 18. Jahrhundert als „Platz vor dem Potsdamer Thor“ angelegt wurde. Vor dem Zweiten Weltkrieg war der Potsdamer Platz der verkehrsreichste Platz Europas, dessen Wahrzeichen ein Verkehrsturm mit einem den Verkehr lenkenden Schutzmann war.

Hier wurde 1924 auch die erste Ampelanlage in Deutschland installiert. Rund um den Platz lockten Restaurants und Hotels tagtäglich unzählige Gäste an. Das „Haus Vaterland“ war mit seinen 2000 Plätzen das größte Restaurant in Europa und im Hotel Esplanade stiegen Größen wie Charlie Chaplin und Greta Garbo ab und Wilhelm II. veranstaltete im Kaisersaal einst seine Herrenabende.

Der Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs ließ praktisch nichts mehr von der Bebauung des Potsdamer Platzes übrig, von dessen einstiger Pracht nur noch das Weinhaus Huth und der Kaisersaal des Esplanade ein trauriges Zeugnis ablegten. Das weitläufige unterirdische Gangsystem des Platzes war übrigens der Grund, weshalb im August 1961 zwei weit auseinanderliegende Mauerlinien angelegt wurden, da man die Fluchtmöglichkeit in den Westen der Stadt durch den Untergrund verhindern wollte.

Bis zur Wende fristete der Potsdamer Platz ein tristes Dornröschendasein als Niemandsland mit Panzersperren, Wachtürmen, Stacheldraht und Todesstreifen. Dann betraten Investoren die städtebauliche Bühne und der Platz war jahrelang Europas größte Baustelle, die schon zu ihren frühesten Bauphasen wahre Touristenströme anlockte.

Das Quartier DaimlerChrysler am Marlene-Dietrich-Platz war das erste große Projekt, das im Oktober 1998 eröffnet wurde. Es entstanden ein 360°-Kino, ein Musicaltheater, ein Casino, das Luxushotel Hyatt-Regency sowie Varietébühnen und Restaurants. Zu einem Einkaufsbummel der gehobenen Preisklasse lädt die dreigeschossige Shopping Mall der Potsdamer Platz Arkaden ein, die sich von der Eichhornstraße bis zum Fontaneplatz hinzieht und in deren Luxusgeschäften zumindest das Staunen kostenlos ist. Auch das traditionsreiche Weinhaus Huth durfte wieder zur alten Pracht an seinem angestammten Platz auferstehen; es beherbergt heute die Repräsentanz von DaimlerChrysler mit dem noblen Restaurant Diekmanns und eben eine Weinhandlung wie zu alten Zeiten.

Komplettiert wird das Ensemble von Appartements und Büros, die im Sony Center untergebracht wurden. Der grüne Würfel des von Renzo Piano entworfenen debis-Hauses ragt in Richtung Reichspietschufer in 83 Metern Höhe empor, dessen gewaltiges Atrium große Ähnlichkeit mit einer Kathedrale aufweist. Zu dem Sony Center mit dem Sony-Kaufhaus, Cafés und Restaurants gehört auch der von der Zerstörung verschonte Kaisersaal des Hotels Esplanade. Mit enormem technischem Aufwand wurde der Saal auf Luftkissen etwa 75 Meter von seinem ursprünglichen Standort fortbewegt und erstrahlt nun in Stahl und Glas verkleidet als neues Prunkstück des ebenfalls neu erbauten Hotels Esplanade Residenz.

Sehenswert ist auch das Filmmuseum Berlin, das besonders für Fans von Marlene Dietrich ein absolutes Muss darstellt.





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