Sechstagerennen in Berlin
Berliner Sechstagerennen
Es gehört längst zu den jährlichen Traditionen des Berliner Sportlebens – das Sechstagerennen, das in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feierte. Als am 15. März 1909 in der Ausstellungshalle am Zoologischen Garten das erste Berliner Sechstagerennen gestartet wurde, war diesem Sportereignis zwar ein großer Erfolg beschieden, doch wer konnte damals schon ahnen, dass es sich rasch zu einem absoluten Highlight der Spreemetropole entwickeln würde.
Nach dem Vorbild der beliebten „Sixdays“, die seit 1896 jedes Jahr im New Yorker Madison Square Garden ausgetragen wurden und die amerikanischen Radsportfans begeisterten, wollte man auch in Berlin Sportgeschichte schreiben. Ab 1911 war der im Jahr 1910 fertiggestellte Berliner Sportpalast Austragungsort des Sechstagerennens, der 1973 abgerissen wurde, worauf die Rennen in der Deutschlandhalle stattfanden.
Heute hat das Sechstagerennen in dem 1999 fertiggestellten Berliner Velodrom sein angestammtes Zuhause, wo es jedes Jahr aufs Neue sein Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hinreißt. Bei diesem gewaltigen Sportereignis trafen und treffen sich stets die Besten der Besten unter den Bahnradprofis, um auf dem Lattenoval ihre atemberaubenden Runden zu drehen. Hierbei liefern sich „Sprinter“ und „Steher“ rasante Duelle, gilt es doch, am Ende des Rennens den Sechstagesieg für sein Team zu gewinnen.
Bekannte Radsportler wie der „Fliegende Holländer“ Piet van Kempen oder Hans Kalupa, der noch viele Jahre nach seiner Zeit als Profi in der Potsdamer Straße einen Blumenladen betrieb, prägten die Anfangszeiten des Sechstagerennens, dessen Erfolgsgeschichte in den 60er und 70er Jahren von den besten deutschen Fahrern wie Rudi Altig, Klaus Bugdahl und Dietrich Thurau ebenso ruhmreich fortgeführt wurde.
Dabei waren die Berliner „Sixdays“ nicht nur eine Sportveranstaltung, sondern sie galten auch bei der Sportprominenz und vielen bekannten Künstlern als großes gesellschaftliches Event, bei dem Sehen-und-Gesehen-Werden das Motto der Stunde war. So waren es besonders Größen des Boxsports wie Max Schmeling, Bubi Scholz oder Wladimir Klitschko, die sich nicht lange bitten ließen und für dieses Ereignis gern den Startschuss abgaben.
Während die Zuschauerprominenz von ihren ebenerdigen Logenplätzen aus die Preise in den einzelnen „Renndisziplinen“ stifteten, mussten Besucher mit geringerem Budget mit Stehplätzen in der Bahnmitte Vorlieb nehmen. Unter dem Dach, dem sogenannten „Heuboden“, wo sich die billigsten Plätze befanden, ertönten oft und anhaltend die legendären Pfiffe, die in den nicht minder berühmten „Sportpalastwalzer“, der in Anlehnung an das Stück „Wiener Praterleben“ entstanden ist, eingegangen sind.
Trotz zahlreicher Unterbrechungen kann das Berliner Sechstagerennen mittlerweile auf eine 100-jährige Tradition im Radrennsport zurückblicken und es ist nach wie vor ein sportlicher und gesellschaftlicher Höhepunkt im Veranstaltungskalender von Berlin. Dabei sein ist alles, lautet auch hier die Parole, denn es herrscht schon eine ganz eigene, unvergleichliche Stimmung bei diesem Radsportereignis, das mit seinem rasanten Flair die Besucher immer wieder neu in seinen Bann zieht und es zum beliebtesten Treffpunkt der Hauptstädter und ihrer Gäste macht.
