Jüdisches Museum in Berlin
Jüdisches Museum
Das von dem zeitgenössischen Architekten Daniel Libeskind errichtete Jüdische Museum ist ohne Zweifel eines der interessantesten Gebäude, die nach der Wende errichteten wurden. Kaum ein anderer Neubau in Berlin hat für derart viel Aufregung und Kritik gesorgt wie dieses Museum, das bereits von mehreren hunderttausend Besuchern besichtigt wurde, bevor die eigentliche Ausstellung eröffnet war.
Das Gebäude wurde als blitzartige Formation eines zerbrochenen Davidssterns gestaltet und widerspricht praktisch allen bislang üblichen architektonischen Gestaltungsmöglichkeiten. Das konsequent schräg gehaltene Bauwerk erhält auch durch seine gewollt schmucklos scheinende Fassade aus Zinkblech, die durch unregelmäßige und streifenförmig eingeschnittene Fensteröffnungen unterbrochen wird, einen überaus abstrakten und fast schon mutwilligen Charakter.
In die Innenräume des Museums gelangt man durch Rampenanlagen, über die der Besucher schiefe und mit ihren spitzen Winkeln sehr irritierende Säle betritt. In einige Räume kann nur durch schmale Schlitze hineingespäht werden und man erblickt außer Leere nichts – damit soll die Abwesenheit der Opfer des Holocaust symbolisiert werden.
Als die Ausstellung im September 2001 eröffnet wurde, konnte Berlin nach über 60 Jahren wieder ein Jüdisches Museum vorweisen. Sein Vorgänger wurde 1933 in der Oranienburger Straße eröffnet und von der Gestapo 1938 wieder geschlossen. Ähnlich wie beim Holocaust-Mahnmal gelangt man unterirdisch zur eigentlichen Ausstellung. Im Untergeschoss schneiden sich drei Achsen, von denen jede mit Schaukästen bestückt ist. Die „Achse des Friedens“ führt in den E.T.A.-Hoffmann-Garten hinaus, während die „Achse des Holocaust“ zu einer Stahltür führt, hinter der sich der völlig leere, dunkle Holocaust-Turm befindet. Die „Achse der historischen Kontinuität“ führt schließlich hinauf zur Ausstellung. In dreizehn Epochenbildern werden zwei Jahrtausende deutsch-jüdische Kulturgeschichte anhand von Gemälden, Münzen, Waffen, Dokumenten, Zeitungen etc. sehr anschaulich dargestellt. Die Zeitreise reicht von der ersten urkundlichen Erwähnung der Juden in Deutschland und endet mit der Entwicklung des deutschen Judentums in der Nachkriegszeit.
Entgegen der Erwartungen vieler Besucher wird dem Holocaust selbst recht wenig Platz eingeräumt. Dafür wurden die zuvor erwähnten Leerräume, die sogenannten „Voids“ (Lücken) geschaffen. Die Ausstellung enthält etwa 4000 Objekte und Exponate, von denen viele durch diverse Medien verstärkt wurden, was zusammen mit dem Eindruck der ungewohnten asymmetrischen Architektur die klare Linie der Präsentation nicht immer erkennen lässt.
