KaDeWe in Berlin
KaDeWe
Das im Jahr 1907 im vornehmen Westen Berlins eröffnete KaDeWe ist den Berlinern ebenso lieb und teuer wie den Londoner ihr „Harrods“. Das „Kaufhaus des Westens“ gilt schon seit Anbeginn seiner Existenz als der deutsche Konsumtempel schlechthin und ist noch immer das größte Warenhaus auf dem europäischen Kontinent.
Das von Kommerzienrat Adolf Jandorf gegründete und 1927 von dem berühmten Kaufhausgründer Hermann Tietz übernommene Warenhaus war von Anfang an als luxuriöse Einkaufsmöglichkeit für die wohlhabende Berliner Bevölkerung geplant, die sich rund um den Wittenbergplatz in Richtung Charlottenburg und am Viktoria-Luise-Platz sowie am Bayrischen Platz ansiedelte.
Jandorf orientierte sich beim Bau des Warentempels an amerikanischen Häuser, in denen viele kleine Läden unter einem Dach zusammengefasst waren, und gestaltete das KaDeWe mit 120 kleinen Fachgeschäften in verschiedenen Abteilungen, was für die damalige Zeit ein absolutes Novum – zumindest in Deutschland – darstellte. Die luxuriöse Ausstattung des Warenhauses tat ein Übriges, um nicht nur Kaufwillige, sondern viele Schaulustige anzulocken. Attraktionen und moderne Standards wie Personenaufzüge, elektrisches Licht, jeweils ein Frisiersalon für Damen und Herren, Leihbibliothek, Fotoatelier, Wechselstube und ein eleganter Teesalon schufen eine zugleich gediegene und moderne Atmosphäre, deren Warenangebot keine Wünsche offen ließ. Auch an edlen Materialien wurde beim Bau des Warentempels nicht gespart: Polierter Marmor, mattglänzende Bronze und kostbare Holztäfelungen machten keinen Hehl daraus, welche Klientel das Warenhaus ansprechen wollte.
Während des Nationalsozialismus geriet das Handelsunternehmen Tietz in wirtschaftliche Schwierigkeiten, da zum einen die jüdische Abstammung des Konzernchefs als auch das erklärte Ziel der Nazis, große Warenhäuser zu zerschlagen, dem KaDeWe zu schaffen machte. Neben dem Boykott jüdischer Unternehmen wollte man auch die kleinen Einzelhändler vor der finanzstarken Konkurrenz der Warenhausketten schützen, wobei letzteres Argument bald wieder fallengelassen wurde, da viele Zulieferer ihre Existenz allein den Warenhäusern verdankten.
Ein während des Zeiten Weltkriegs auf das Dach des KaDeWe gestürztes amerikanisches Kampfflugzeug ließ das Haus bis auf die Grundmauern niederbrennen und nur wenige der wertvollen Einrichtungsgegenstände konnten aus den Flammen gerettet werden. Nach Kriegsende wurde das Kaufhaus, das nun dem Hertie-Konzern gehörte, nach alten Plänen, jedoch stark vereinfacht wieder aufgebaut und in den nachfolgenden Jahrzehnten mehrmals aufgestockt und erweitert.
Heute präsentiert sich das KaDeWe mit 60.000 Quadratmetern Verkaufsfläche auf acht Etagen mit einem Warenangebot, das selbst in heutigen Zeiten noch Staunen hervorruft. Ein Bummel durch diese mit Luxusgütern aus aller Welt gefüllte Hallen ist wie ein Spaziergang durch ein auf die Erde gezaubertes Warenparadies.
Es ist schon ein ganz besonders reizvolles Erlebnis, durch die Etagen zu schweben und dieses Überangebot an Luxus und auch Nepp zu bestaunen. In der Parfümerieabteilung wird man sofort von den künstlich lächelnden Verkäuferinnen als Kunde oder Tourist taxiert bzw. dahingehend, ob man nur eine Schnupperprobe nimmt oder sich gar zum Kauf eines verschwenderisch verpackten Flakons verführen lässt.
Ein absolutes Muss ist ein Besuch der Lebensmittelabteilung in der sechsten Etage mit ihrem schier unfassbaren Angebot an Köstlichkeiten, die man gleich vor Ort an den Theken oder im Restaurant unter der Glaskuppel ausprobieren kann. In der Feinschmeckerabteilung trifft sich besonders an den Samstagen die Berliner Schickeria, zum Sehen-und-Gesehen-Werden, ein Anblick, den man sich ebenfalls nicht entgehen lassen sollte.
