Kaufbeuren
Kaufbeuren
Die ehemalige Freie Reichsstadt Kaufbeuren ist die größte Stadt des Ostallgäus und zugleich auch das wirtschaftliche Zentrum dieser Region. Der Ort geht auf einen im 8. Jahrhundert gegründeten karolingischen Königshof zurück, der an der Stelle eines Franziskanerinnenklosters errichtet wurde. 1286 wurde Kaufbeuren zur Reichsstadt erhoben und gelangte in den nachfolgenden Jahrhunderten durch Weberei und Tuchhandel zu Ansehen und Wohlstand.
Eine trutzige Stadtmauer schützte Kaufbeuren vor feindlichen Übergriffen, was zu einer regen Bautätigkeit führte, von der auch heute noch Befestigungsreste, Türme, gotische Kirchen und stattliche Bürgerhäuser Zeugnis ablegen. Der Dreißigjährige Krieg setzte der Blütezeit dieser aufstrebenden Stadt ein jähes Ende und auch die nachfolgenden Seuchen und Hungersnöte fügten der Bevölkerung schwere Verluste zu. Im Jahr 1802 kam Kaufbeuren wie viele andere Städte im Allgäu unter bayrische Herrschaft.
Ein Rundgang durch die hübsche Altstadt von Kaufbeuren führt über die Kaiser-Max-Straße, der wichtigsten Einkaufsstraße der Stadt, die von prächtigen mittelalterlichen Häusern flankiert wird, zum Rathaus. Obwohl dieses Gebäude erst Ende des 19. Jahrhunderts im Stil der Neo-Renaissance erbaut wurde, fügt es sich dennoch harmonisch in das mittelalterliche Gesamtensemble der „guten Stube“ von Kaufbeuren ein.
Interessant ist auch das Weberhaus, das bis 1805 den in Kaufbeuren ansässigen Webern als Zunfthaus diente und heute ein beliebtes Café beherbergt. Die Weber waren übrigens noch vor den Waffenschmieden die wichtigste Handwerkszunft dieser Stadt. Die aus einem Streit der Religionen heraus entstandene Dreifaltigkeitskirche wurde von reichen lutherischen Kaufleuten als eine der ersten protestantischen Kirchen Deutschlands errichtet. Es ist eine typische Predigerkirche, die nicht den Altar, sondern die Kanzel zum Mittelpunkt hat.
Das im historischen Spielberger Hof an der Stadtmauer untergebrachte Puppenmuseum lohnt ebenso einen Besuch wie das Jörg-Lederer-Haus, wo einer der begabtesten mittelalterlichen Holzschnitzer lebte und arbeitete. Von der einst wehrhaften und heute eher malerisch anmutenden Stadtmauer sind der Hexenturm und der Fünfknopfturm noch gut erhalten. Auch die spätgotische St. Blasius-Kirche zählt zu den mittelalterlichen Schätzen dieser Stadt, die vor allem wegen ihres von Jörg Lederer geschaffenen Altars mit den kunstvollen Schnitzfiguren weit über Kaufbeuren hinaus bekannt ist.
Vorbei an den kleinen Giebelhäusern der Leineweber gelangt man zum Crescentia-Kloster, wo einst die heilige Crescentia ihre guten Werke verrichtete. Die 1744 gestorbene schwäbische Ordensfrau wurde erst im November 2002 heiliggesprochen und ist somit die „jüngste“ Heilige des Schwabenlandes.
Einem wichtigen Stück Kaufbeurer Stadtgeschichte begegnet man am Tänzelfestbrunnen, der Anna vom Hof, die später als Nonne den Namen Crescentia annahm, mit Tänzelfestkindern zeigt. Das alljährlich im Juli stattfindende historische Tänzelfest ist der unbestrittene Höhepunkt des Kaufbeurer Festkalenders und zugleich das älteste Kinderfest in Bayern. Das Fest wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg für die um ihre unbeschwerte Kindheit betrogenen Kaufbeurer Kinder eingeführt und ist auch heute noch ein prächtiges mittelalterliches Spektakel, das seinen Höhepunkt in einem farbenfrohen Umzug mit Pferden und Musikkapellen findet. Kinder und Erwachsene ziehen in mittelalterlichen Gewändern durch die Stadt und Gaukler, Landsknechte und Zünfte vervollständigen das bunte Treiben.
Freunde der berühmten Ganghofer-Romane sollten einen Abstecher in das Geburtshaus des Heimatschriftstellers nicht versäumen und auch bekannte Literaten wie Sophie von La Roche und Hans Magnus Enzensberger kamen in der „Literaturstadt“ Kaufbeuren zur Welt.
